Im Roman Weltuntergang Neuanfang lernt das federführende Ich den Dichter Sebastian kennen, einen manisch-dionysischen Künstler, dessen nicht in die Zeit passende Gedichte im Verlauf des Romans in ihn einfließen.
1.
In einer Stimmung aus Rosen und Weinen
In einer Sturmflut aus Regen und Wind
In einem Tiefflug durch Brennen und Reifen
In einem Tarnhemd aus Brüllen und Ruhe
Stürzt alles herab, trifft keinen,
der innen weint und sich freut wie ein Kind
in der Seele, am Arm tiefrote Streifen
niemandes Gefühle in einer tiefverscharrten Truhe
Verschollen scheint alles für sich, die seinen,
den Hund Ludwig, der sich daneben benimmt
die Welt um ihn erscheint im Einklang grau zu keifen
der Schlüssel ist entstellt gleich einer tiefgefrornen Blume
Meint kurz keiner zu leben, jemand zu sein,
als er das schöne, leise Lied vernimmt,
fühlt er in seiner Brust einen tiefdurchfurchten Stein,
den er kurzzeitig als sein Herz bestimmt
Es handelt von einem schönen Lied,
das mitten im Lied unhörbar erklingt
alles, was ich der Welt noch geben kann, ist ein nächstes Lied
bevor mir die Schwere den Stein meines Herzens verschlingt
Denke ich und bin fast jemand, einer,
denke ich und lausche den tiefhängenden Wolken beim Entleeren
denke ich und doch wird niemals, keiner,
direkt und unverfälscht, echt und unmittelbar,
sich etwas von mir erklären lassen oder mir etwas erklären.
2.
Wo ich heut Abend schlafen werde
Weiß ich so wenig wie den Seinsgrund meines Seins
Als wen ich mich zu sein gebärden werde
Kann ich mir nicht so denken wie den Irrtum er sei deins
Sich hinzugeben an das vorgedachte Gute
Bringt mich so wenig weit wie nicht
Sich labend beifügend indes ich in dem Herzen blute
Bringt dich so wenig weit wie mich
Wir sind in einer Enge gefangen
Gemeinsam, und doch sehr so sehr allein
Ich möcht immer weg von dir und immer bei dir sein
Wir möchten doch nur sinnvoll zum Tode gelangen.
In irgendetwas sind wir alle gleich
Und in der Gleichheit sind wir alle gleich
Und in der Gleichheit sind wir alle gleich
Und im Tod sind wir dann alle gleich
wir sollen leben, dass alle danach leben sollen,
wir sollen lieben, wie alle alle lieben sollen,
wir sollen sollen, was keiner mehr wird sollen wollen,
wir sollen doch nur wollen, was keiner je wird wollen wollen
3.
Vom Zweck zum Sinn und andersrum
Der Tautologe wundert sich
Fragend: Sind die alle dumm?
Oder meinen die gar mich?
Ich bin’s, euer Walter
Wie bitte sehr weiter?
Egal ein Name und ein Alter
Wichtig ist: Ich bin hier Leiter
Dieser großen Anstalt und auch anderer
Einst war ich ein junger Wanderer
Rastlos, getrieben, zweckgerichtet
Die Ahnung hat sich stets verdichtet
Von der leisen bis zur lauten
Zur ideologisch überbauten
Kurz angezweifelt wie so immer
Ohne dies wär’s noch viel schlimmer
Heute aber kann ich sagen:
Leut’, hört endlich auf zu fragen
Sinn, Sinn, so ein Schmarrn, Schmarrn
Der liegt als Zweck schon im Verfahrn, fahrn.